Karneval Selce

01. Jan. 2012.

Die Bedeutung des Karnevals für die Menschen von Selce bezeugt die Tatsache, dass die Bräuche seit den Anfängen vor mehr als hundert Jahren in ihrer ursprünglichen Form erhalten geblieben sind. Für Selce sind drei Donnerstage charakteristisch (die sogenannten TUSTI, FUSTI und POBERUHI). An diesen Tagen findet der Umzug der lokalen Majorettes und der Musiker durch den Ort statt. Drei Wochen davor gehen die jungen unverheirateten Männer "stehlen": Wenn es dunkel wird, nehmen sie Dinge von den Höfen junger lediger Mädchen mit und bringen sie zum Stadtmarkt, wo sie am nächsten Morgen von den Vätern der Mädchen wieder abgeholt werden. An Montagen war es Tradition, dass die jungen Männer die Mädchen mit dem Akkordeon besuchten. Bis zu den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts fanden Maskenbälle samstags im lokalen Kulturzentrum statt, danach in den Hotels, und seit 2010 wieder im Kulturzentrum. Am letzten Karnevalssamstag wird der Mesopust angefertigt – es handelt sich dabei um eine Strohpuppe, die die Rolle des Sündenbocks übernimmt und für das ganze Übel aus dem Vorjahr verantwortlich gemacht wird. Nach der Sonntagsmesse wird der Mesopust öffentlich zur Schau gestellt. Wenn die Puppe der lokalen Tradition zufolge gestohlen wird, bevor sie die Öffentlichkeit zu sehen bekommt, darf in den kommenden sieben Jahren kein Karneval stattfinden. Der Faschingsdienstag ist der letzte Karnevalstag. Am Nachmittag startet die Prozession zur St. Josefkirche und danach zur Küste und zum Markt. Dort wird das Stroh gedroschen und verbrannt. Im Anschluss daran werden zwei traditionelle Tänze aufgeführt: Hrvacki und Kolunati. Mit dem Verbrennen des Strohs ist folgender Brauch verbunden: Strömt der Rauch in Richtung Meer, wird es ein gutes Jahr für den Fischfang, strömt er aber in Richtung Festland, wird es ein erntereiches Jahr auf dem Land. Am Ende wird der lokale Kreistanz Selačko kolo getanzt. Einst organisierte man auch einen Hochzeitszug, bei dem Männer und Frauen ihre Rollen tauschten. Am Aschermittwoch wir das "Urteil" gelesen, der Mesopust verurteilt, verbrannt und ins Meer geworfen.
 

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